NYT: Russland erhält neue Chargen ballistischer Kurzstreckenraketen vom Typ Hwasong-11.

Nach Angaben der New York Times liefert Nordkorea weiterhin verbesserte ballistische Kurzstreckenraketen an Russland, trotz der Sanktionen, die darauf abzielen, die Entwicklung solcher Waffen durch Pjöngjang zu verhindern und ihren Import nach Moskau zu unterbinden.

Laut einem Bericht der Forschungsgruppe Conflict Armament Research, einer unabhängigen Organisation aus Großbritannien, die Waffen und Munition identifiziert und verfolgt, die in Kriegen weltweit eingesetzt werden, wurden Überreste von vier solcher Raketen, die Hwasong-11 genannt werden, in Kiew untersucht.

Das Team von Forschern entschlüsselte die Produktkennzeichnungen mehrerer Teile jeder Rakete, die von den ukrainischen Behörden gesammelt wurden. Die Hwasong-11-Rakete, die am 18. August bei einem Angriff auf Kiew eingesetzt wurde, trug Kennzeichnungen, die auf ihre Herstellung in diesem Jahr hinwiesen. Innenteile von drei weiteren Raketen, die bei Angriffen im Juli und August verwendet wurden, trugen keine Markierungen, die auf das Herstellungsdatum hindeuteten.

Die Hwasong-11-Rakete hat eine Reichweite von etwa 690 Kilometern und kann mit nuklearen oder konventionellen Sprengköpfen bestückt sein, so der Bericht der US-Armee. Optisch ähnelt sie der russischen ballistischen Kurzstreckenrakete 'Iskander' und könnte mit Hilfe ausländischer Spezialisten hergestellt worden sein, so das Center for Strategic and International Studies, ein Analysezentrum in Washington.

Damien Spleters, der die Operationen von Conflict Armament Research in der Ukraine leitet, sagte: 'Die Bestimmung des Herstellungsjahres, das wir unter Feldbedingungen anhand dieser Überreste vornehmen konnten, zeigt eine sehr kurze Zeitspanne zwischen Produktion, Lieferung und Einsatz. Und ich glaube, das ist ziemlich wichtig, da wir über Nordkorea sprechen, ein Land, das seit fast zwei Jahrzehnten unter Sanktionen steht'.

Splitters fügte hinzu, dass dies mindestens die zweite Lieferung sei, was auf eine fortgesetzte Verletzung der Sanktionen hindeutet, da Nordkorea weiterhin diese Raketen produziert, sie überträgt und sie dann in der Ukraine verwendet werden.

Im März nutzte Russland sein Vetorecht im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, um die Überwachung der Bemühungen Nordkoreas zur Umgehung der Sanktionen im Hinblick auf sein Atomprogramm zu stoppen. Laut Spleters war die Einstellung der Arbeit der Beobachter der Hauptgrund dafür, dass das Land den Bau und die Weitergabe von Munition an Russland fortsetzen konnte.

Waffen wie die russische 'Iskander' und die nordkoreanische Hwasong, die von mobilen Startfahrzeugen auf Lkw-Basis abgefeuert werden, sind schwer zu verteidigen, da sie viel schneller als andere eingehende Bedrohungen wie Marschflugkörper fliegen und direkt vor dem Einschlag manövrieren können.

Die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten haben der Ukraine Patriot-Abwehrsysteme geliefert, um dem Land zu helfen, sich gegen russische Angriffe zu verteidigen. Präsident der Ukraine Wolodymyr Selenskyj sagte jedoch, dass er mehr solcher Systeme benötigt.

Rob Lee, Senior Fellow am Institute for Foreign Policy, erklärt in einem Interview: 'Die Ukraine verfügt über begrenzte Möglichkeiten der Luftabwehr, um ballistische Raketen wie Hwasong abzufangen, und Patriot ist ein Schlüsselsystem dafür. Sie haben nur eine begrenzte Anzahl von Patriot-Raketenbatterien, also kann die Ukraine nur einige wichtige Gebiete verteidigen, während die Russen sowohl Städte als auch Ziele an der Frontlinie gefährden können'.

Nordkorea ist nicht das einzige Land, das solche Waffen an Russland liefert. Am Dienstag beschuldigte US-Außenminister Antony Blinken den Iran, Russland ballistische Kurzstreckenraketen für den Einsatz in der Ukraine zu liefern. Infolgedessen kündigte die Biden-Regierung weitere Sanktionen gegen Teheran an.

Forscher hatten im August berichtet, dass russische Streitkräfte X-101 Marschflugkörper in die Ukraine einführen, manchmal nur wenige Wochen oder Monate, nachdem die Waffe das Werk verlassen hat.

Laut Spleters wurden in den untersuchten Hwasong-Raketen gewöhnliche, kommerziell erhältliche elektronische Bauteile verwendet, die bereits im vergangenen Jahr von westlichen Ländern hergestellt wurden, von einfachen bis hin zu ziemlich fortgeschrittenen. Sie ähnelten den Komponenten, die von der Gruppe nach dem Einmarsch in das Land im Jahr 2022 in vielen russischen Waffen gefunden wurden.

Spleters stellte fest, dass dies angesichts dessen nicht überraschen sollte, dass Russland auch unter internationalen Sanktionen fortgeschrittene Waffen herstellen konnte.

'Nordkorea besitzt keine eigene Halbleiterindustrie' sagte er. 'Deshalb ist es logisch, dass sie auch den globalen Markt nutzen, um Zugang zu diesen Komponenten zu erhalten'.

'Das bedeutet, dass wir sie auch verfolgen und die Organisationen identifizieren können, die für ihre illegalen Lieferungen verantwortlich sind', fügte er hinzu.

Wie im Pentagon angekündigt wurde, werden sie dabei helfen, die Ukraine vor iranischen Raketen Fath 360 zu schützen.