Vierarbeitstagewoche: was das Experiment in Deutschland gezeigt hat.
In Deutschland wurde das Testen des Modells der Vierarbeitstagewoche abgeschlossen, das am 1. Februar begann. So haben 50 Unternehmen eine verkürzte Arbeitswoche bei gleicher Bezahlung getestet. Die ersten Schätzungen der Ergebnisse zeigen viele positive Auswirkungen auf das Personal, berichtet die Deutsche Welle.
Die Mitarbeiter berichteten von einer erheblichen Verbesserung ihrer geistigen und körperlichen Gesundheit, sagte die Berliner Unternehmensberatung Intraprenör, die das Pilotprojekt Anfang 2024 initiiert hatte. Gleichzeitig muss nicht von einem Rückgang der Effizienz oder Produktivität der Firmen unter Bedingungen einer verkürzten Arbeitszeit gesprochen werden.
Dank des Vierertags haben die Teilnehmer des Experiments viel mehr Lebenszufriedenheit gewonnen, hauptsächlich durch zusätzliche Freizeit, erklärte die wissenschaftliche Leiterin des Projekts, Mitarbeiterin der Universität Münster Julia Bachmann. Vor dem Beginn des Experiments bevorzugten 64% der Mitarbeiter, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, und nach Abschluss der Testphase äußerten 50% diesen Wunsch.
Mehr Schlaf, weniger Burnout
Die Verkürzung der Arbeitszeit ermöglichte es den Experimentteilnehmern, sich mehr zu bewegen und zu schlafen. Die Teilnehmer des Experiments haben durchschnittlich 38 Minuten mehr Schlaf pro Woche bekommen als die Mitglieder der Kontrollgruppe. Darüber hinaus haben sie viel seltener über Burnout und Stress geklagt, stellte Intraprenör fest. Im Rahmen des Projekts beobachteten Wissenschaftler aus Münster den physischen und psychischen Zustand der Mitarbeiter, führten Interviews, analysierten Daten von Fitnessarmbändern und maßen den Cortisolspiegel des Stresshormons.
Die Arbeitsproduktivität stieg
Die Einnahmen und der Umsatz der Unternehmen deuten auf ein Wachstum hin, aber im Vergleich zum Vorjahr ist dieses geringfügig.
Die Tatsache jedoch, dass diese Indikatoren in einem erheblich verkürzten Arbeitszeitmodell stabil geblieben sind, lässt vermuten, dass zumindest ein bestimmtes Produktivitätswachstum erreicht wurde, betonten die Berliner Unternehmen. Die Verbesserung der Arbeitsproduktivität blieb nicht unbemerkt, weder unter den Mitarbeitern noch unter der Leitung.
Unternehmen profitieren von der Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit und berichten auch von positiven Veränderungen im Personalauswahlverfahren, was vor dem aktuellen Fachkräftemangel in Deutschland wichtig ist. Die Autoren der Studie warnen jedoch: Überzeugende Beweise dafür, dass die Einführung einer Vierarbeitstagewoche zu einem Rückgang der Fluktuation führt, liegen nicht vor.
Zwei Unternehmen haben das Experiment vorzeitig abgebrochen
Das Pilotprojekt wurde am 1. Februar in Deutschland gestartet. 45 Unternehmen und Organisationen aus den Bereichen Dienstleistungen, Produktion, Kranken- und Altenpflege, IT und Medien beteiligten sich daran. 41 von ihnen haben die Testphase bereits abgeschlossen oder stehen kurz davor, nach einer halbjährigen Dauer. Zwei Unternehmen mussten das Experiment abbrechen, da sie dies mit wirtschaftlichen Herausforderungen oder fehlender interner Unterstützung für die Vierarbeitstagewoche begründeten.
Die Unternehmen handelten unterschiedlich: Manche reduzierten die Arbeitszeit um 20% pro Woche bei gleichbleibendem Gehalt, andere nur um 10% oder sogar weniger. Bei 85% der Firmen entstand ein vollständig freier Tag pro Woche. In einigen Unternehmen nahmen nicht alle Mitarbeiter, sondern nur bestimmte Gruppen am Experiment teil.
Um die verkürzte Arbeitszeit auszugleichen, bemühten sich die Unternehmen, störende Faktoren zu eliminieren, den Arbeitsprozess zu optimieren und neue digitale Tools einzuführen. Viele reduzierten die Anzahl und die Dauer von Besprechungen. Der Intraprenör-Vertreter Carsten Meyer sieht das Potenzial des neuen Modells gerade im Kampf gegen komplexe Prozesse, zu viele Besprechungen und unzureichende Digitalisierung.
Bewertungen von Ökonomen
Das Institut für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung reagierte positiv auf das Pilotprojekt. Das Experiment zeigt, dass die Vier-Tage-Woche sowohl auf die Mitarbeiter als auch auf die Unternehmen positiv wirkt, so die Stiftung. Nach Ansicht seiner Analysten sollte die Testphase andere Unternehmen dazu inspirieren, diese Praxis zu übernehmen.
In einem Institut für deutsche Wirtschaft in Köln hingegen war die Meinung anders. Dort wurde das Pilotprojekt als
wenig aussagekräftiges Experimentbezeichnet. Offensichtlich waren die teilnehmenden Unternehmen bereits positiv gegenüber der Vier-Tage-Woche eingestellt, was die Ergebnisse des Experiments verzerrte, erklärten die Forscher. Bisher gibt es keine Studie, die belegt, dass die Verkürzung der Arbeitszeit
ökonomisch sinnvoll ist, fasste man in Köln zusammen.
In diesem Jahr sind eine Reihe europäischer Länder auf die Vier-Tage-Woche umgestiegen. Experten sind der Ansicht, dass ein solcher Zeitplan die Produktivität steigert und sich positiv auf den Schlaf auswirkt. Eine kürzlich von der Firma MattressNextDay durchgeführte Studie ergab, dass Mitarbeiter, die vier Tage pro Woche anstelle von fünf arbeiten, eine Stunde mehr Nachtschlaf bekommen.
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